Eine Tasse Kaffee bringt 40 Jahre Gefälligkeit.
Türkisches Sprichwort
Doch woher stammt diese Redewendung?
Wir schreiben das Jahr 1895. Diese Erzählung handelt von einem weisen Mann namens Yusuf, der in Üsküdar sein Kaffeehaus am Ostpier von Istanbul hatte. Menschen unterschiedlicher Gesellschaft trafen sich dort ein. Nicht nur um Kaffee zu trinken unter anderem auch um die Erzählungen, Ratschläge und Weisheiten des Mannes anzuhören. Eines Tages betrat ein „Janitschar“ das Café.
Die Janitscharen waren im Osmanischen Reich, die Leibwachen des Sultans. Sie galten als Elitetruppe und erreichten höchste Positionen im osmanischen Staatswesen. „Kaffee für alle, außer für ihn“ sagte der Janitschar. Mit „ihn“ meinte er, den alleine in der Ecke sitzenden Rhomäer. Als Rhomäer bezeichnete man damals einen Einwohner im byzantinischem Reich. Yusuf servierte den Kaffee den Gästen, so wie der Janitschar es wünschte.Danach bereite er noch zwei Tassen Kaffee zu und gesellte sich zu seinem einsamen Gast.
„Ich habe doch gesagt, dass dieser Mann nichts bekommt, rief der Janitschar ihm zu.
„Nicht du, sondern ich spendiere ihm diesen Kaffee“ erwiderte Yusuf.
Yusuf und sein Gast lernten sich kennen. Es handelte sich um den Fischer Stelyo. Die Jahre vergingen. 1905 kam es auf der griechischen Insel Samos zu einem Widerstand. Schnell schickte „Ferit Pascha“ Soldaten auf die Insel. Auch Yusuf war ein Soldat unter ihnen. Er geriet in die Hände der Rhomäer. Zwei Jahre verbrachte er eingesperrt in deren Kerker. Zu dieser Zeit war es allzu gut Bekannt, dass man die Gefangenen hinrichtete oder zu Sklaven machte. Yusuf fand sich, nach seiner Gefangenschaft, auf einem alten Markt mit anderen Sklaven wieder. Er stand zum Verkauf. Unterschiedliche Gebote riefen die Käufer auf.
Eine Stimme ertönte laut: „5 Münzen und er gehört mir!“
Es herrschte Stille. Der Käufer nahm Yusuf und brachte ihn aus dem Dorf. Weit weg bis ans Meer. An einen verlassenen Ort.
„Du bist frei“ sagte der Käufer.
„Wer sind Sie?“ fragte Yusuf.
„Kannst du dich an den Tag erinnern wo, der Janitschar nicht wollte, dass ein alleinsitzender Rhomäer eine Tasse Kaffee bekommt? Ich bin es, Stelyo.“
Yusuf erinnerte sich mit Tränen in den Augen an diesen Tag. Und eine unzertrennliche Freundschaft begann zwischen den beiden. Über Umwege kehrte Yusuf wieder zurück nach Istanbul.
Einmal im Jahr sahen sich die beiden. Und bei jedem Wiedersehen tranken sie stets immer eine Tasse Kaffee miteinander. Diese Freundschaft hielt fast 40 Jahre an. Und sie wurde den Kindern und Enkelkindern erzählt.
Dank diesem Ereignis, zwischen zwei Menschen aus unterschiedlichen Völkern haben wir Ihnen, bis heute noch, dieses Sprichwort zu verdanken. Denn auch eine kleine Gefälligkeit kann so manch Großes in unserem Leben bewirken.